SHFV-Vizepräsident Gerd Schröder war am Ende freudig überrascht – die Steinburger und Dithmarscher Vereinsvertreter zeichneten sich bei der Vorstellung der Ideen der Projektgruppe Zukunftsentwicklung (PZE) zur Strukturreform des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes (SHFV) durch große Disziplin und Sachlichkeit in den Diskussionen aus. Quelle: Norddeutsche Rundschau
Dies hatte Schröder offenbar nicht unbedingt erwartet, war doch die Veranstaltung mit den Vorständen und Ausschussmitgliedern beider Kreise zwei Wochen zuvor aus dem Ruder gelaufen. Dass nicht alle Vorschläge auf das Wohlwollen der Zuhörer aus 48 Vereinen stießen, wurde dennoch deutlich. Vor allem auf Verwaltungsebene möchte man bewährte Strukturen nicht ohne weiteres aufgeben. Die Vorschläge zur Reformierung des Spielbetriebes waren dagegen durchweg begrüßt worden.
PZE-Vorsitzender Ulf Bödecker betonte bei der Vorstellung der Vorschläge für den Neuaufbau des SHFV immer wieder, dass diese nicht in Stein gemeißelt seien. Man wolle mit den Ideen die Diskussion befeuern, die dann Ergebnis offen geführt werden solle. Eine erneute Strukturreform sei allerdings aufgrund der demographischen Entwicklung unumgänglich. Steinburg und Dithmarschen würden beispielsweise in zehn Jahren mehr als 25 Prozent weniger Jugendliche haben. „Der Kuchen, aus dem wir uns in Zukunft bedienen können, wird deutlich kleiner“, so Bödecker. In den vergangenen sieben Jahren habe man bei den Jungen in ganz Schleswig-Holstein bereits 400 Mannschaften verloren. Dieser Trend sei aufgrund des Geburtenrückgangs nicht aufzuhalten. Gegensteuern will man durch einen geregelten Spielbetrieb mit ausreichend Mannschaften und attraktiven Gegnern, alles in einem vernünftigen finanziellen Rahmen. Dafür sollen die Ligen flexibel gestaltet werden, die Staffeleinteilung nach wirtschaftlich ökologischen Gesichtspunkten erfolgen. Die Zuordnung soll jährlich unter Mitspracherecht der Vereine angepasst werden.
Völlig neu organisiert werden, müsse nach Vorstellung der PZE der Verwaltungsaufbau. Anstatt Fachausschüsse in 13 Kreisen vorzuhalten, will man nur noch jeweils einen für den gesamten Landesverband, um einheitliche Auslegungen der Regelungen zu schaffen. Die Kreise sollen auf sechs Regionen reduziert werden, wobei jede Region aus etwa 100 Vereinen bestehen würde. Die Zuordnung soll nach geographischen und verkehrstechnischen Gesichtspunkten erfolgen. Die Zahl der ehrenamtlichen Funktionsträger könne so von bisher 450 auf 350 reduziert werden. Hauptamtliche Mitarbeiter würden diese unterstützen, soweit in groben Zügen die Vorstellungen der PZE.
Die Vorschläge zur Staffeleinteilung wurden von den Vereinsvertretern einhellig begrüßt, Vorbehalte gab es dagegen gegen die Ideen zur Verwaltungsreform. Ulf Meislahn vom MTV Tellingstedt merkte zum Beispiel an, dass die Kreise bisher durchaus in der Lage waren, alle ihnen gestellten Aufgaben gut zu lösen. Nun laufe man Gefahr, dass alles unpersönlich, weil von oben bestimmt, werde. „Warum gewachsene Strukturen auslöschen, wenn auch innerhalb dieser Strukturen Veränderungen möglich sind“, so Meislahn. Gerrit Skottke vom TSV Lägerdorf erinnerte daran, dass man bei der ersten Strukturreform vor fünf Jahren die Kreise stärken wollte. Nun mache man genau das Gegenteil und verlagere alles nach oben. Dabei gehe die Nähe verloren, die man jetzt zum Kreisvorstand habe. Im übrigen sei die Zeit für die Verwirklichung einer solchen Reform viel zu kurz. „Hier bleibt kein Stein auf dem anderen. Vielleicht sollte man einen Stufenplan entwickeln, um die Reform in kleineren Schritten voranzutreiben“, sagte Skottke. Dies sei wahrscheinlich auch deshalb nötig, weil rechtliche Fristen eingehalten werden müssten, fügte Dithmarschens Vorsitzender Gustav Haack hinzu. Reimer Rathjen vom MTV St. Michaelisdonn äußerte die Befürchtung, dass die Kosten für hauptamtliche Mitarbeiter auf die Vereine abgewälzt und zu hoch werden würden. Ulf Bödecker und SHFV-Geschäftsführer Jörn Felchner versuchten die Bedenken zwar zu zerstreuen, betonten aber immer wieder dass eine ergebnisoffene Diskussion in allen Kreisverbänden einsetzen müsse.
„Wie es denn nun weitergehe“, wollte schließlich Jark Nedderhof vom TSV Barlt wissen. Die Vorschläge der PZE würden allen Vereinen schriftlich zugesandt, erklärte Ulf Bödecker. Dann könne man sich noch einmal in Ruhe damit befassen und über Verbesserungsvorschläge nachdenken, die den Kreisvorständen mitgeteilt werden sollen. „Wir werden die Vorschläge sammeln, auf einer Arbeitstagung mit den Vereinen analysieren und auf eine Linie bringen, um sie dann der PZE vorzulegen“, erklärte Steinburgs Kreisvorsitzender Werner Papist das weitere Vorgehen. Gerd Schröder forderte die Vereine abschließend zur Mitarbeit auf. Jeder könne sich einbringen, ermunterte er. In einem demokratischen Prozess solle schließlich ein Entwurf entstehen, über den auf dem Verbandstag 2016 abgestimmt werde.
Reiner Stöter