An dem Hallenmeeting der F-Jugend nahmen insgesamt 23 Mannschaften mit ca. 230 Kindern aus dem Kreis Steinburg teil.
Alle 56 Spiele wurden nach den Prinzipien der Fair Play Liga (FPL) gespielt:
1. Schiedsrichter-Regel:
Die Kinder entscheiden selbst und spielen ohne Schiedsrichter!
2. Fan-Regel:
Die Fans/Eltern halten Abstand zum Spielfeld!
Die Kinder können so ihre eigene Kreativität im Spiel entfalten; ihnen wird
das Spiel zurückgegeben! Anfeuern ja – steuern nein!
3. Trainer-Regel:
Die Trainer begleiten das Spiel gemeinsam aus einer Coachingzone!
Sie sind sich ihrer Vorbildfunktion bewusst. Sie geben nur die nötigsten Anweisungen und
helfen den Kindern, falls es Probleme gibt, welche diese nicht selbst lösen können.
Die sog. Fair-Play-Liga (FPL) ist Bestandteil des DFB-Masterplans. Sie schafft durch die o.g.
Prinzipien kindgerechte Rahmenbedingungen, sensibilisiert für die eigentlichen Zwecke des
Kinderfußballs und fördert individuelle Spiel- und Entscheidungsfreude, Kreativität, Mut,
Verantwortungsbereitschaft und Selbstvertrauen.
Wir haben bei den Turnieren sehr faire Spiele gesehen, es gab aus meiner Sicht überhaupt
keine Probleme. Die Spiele verliefen äußerst entspannt und fair. Ein toller Erfolg!
Die Fair-Play-Liga schützt natürlich nicht vor Fehlentscheidungen. Das ist auch überhaupt
nicht das Ziel. Zu Fehlentscheidungen in der Regelanwendung kommt es sowohl mit als auch
ohne Schiedsrichter. Es fällt auch mal ein Tor, obwohl der Ball vielleicht im Aus war und
alle weiterspielen – ja und?
Ich bin der Überzeugung, dass es –wenn überhaupt- die Erwachsenen sind, die im
Kinderfußball dieser Altersklasse einen Schiedsrichter brauchen, nicht die Kinder!
Damit es so gut funktioniert wie am Wochenende, müssen natürlich gewisse Grundlagen der
Erziehung und fußballspezifischen Erziehung gegeben sein. Eine vermittelte "nimm dir
einfach den Ball Mentalität" oder andere bewusste Regelübertretungen zum eigenen Vorteil
waren bei dem Turnier erfreulicherweise überhaupt nicht festzustellen. Im Gegenteil, die
Kinder gingen sehr fair miteinander um.
Ein Bespiel vom Wochenende: Ein Kind der angreifenden Mannschaft berührt den Ball in der
Nähe der Ecke noch leicht, bevor der Ball über die Linie rollt. Für den Beobachter kaum
erkennbar, wer zuletzt „dran“ war. Ein anders Kind der angreifenden Mannschaft holt sich
den Ball und legt ihn zur Ecke hin. Die verteidigende Mannschaft stellt sich bereits auf den
Eckball ein. Der Mitspieler klärt die Situation auf, dass er den Ball zuletzt berührt habe und
gibt den Ball zum Torwart, damit dieser Torabstoß machen kann. Die Zuschauer
applaudieren. Die Trainer sitzen entspannt auf ihrer Bank. So soll es sein!
Aus Situationen wie diesen können wir den Schluss ziehen, dass die Trainer im Kreis in
dieser Hinsicht gute Arbeit leisten und ihre Mannschaften zu einer fairen Spielweise und
Einhaltung der Fair-Play-Regeln erziehen. Nicht erst im Spiel, sondern bereits im Training
werden dafür die Grundlagen gelegt. Fair-Play-Konzepte hin oder her: Eine gut geführte
Mannschaft kommt mit oder ohne Schiedsrichter sehr gut klar. Eine schlecht geführte
Mannschaft wird immer Ärger verursachen. So einfach kann man es auf den Punkt bringen.
Aber die Art und Weise, wie sich die Mannschaften, Trainer und Eltern am Wochenende
präsentiert haben, hat Spaß gemacht ist ein Beleg für "gute Jugendarbeit" und gute
Mannschaftsführung.
Es ist andererseits aber auch kein Geheimnis, dass nicht alle Trainer und Eltern von der FPL
überzeugt sind. Natürlich gibt es immer Personen, die sich im sportlichen Wettkampf
benachteiligt sehen und dafür Verantwortliche suchen. Die einfach zu verbissen sind. In der
Regel ist der Schiedsrichter dann Adressat der Kritik. Nicht selten entlädt sich der Frust
lautstark gegenüber dem Unparteiischen. In der Vergangenheit eskalierten Situationen auf
Deutschlands Kinderfußballplätzen häufig erst dann, wenn Trainer oder Zuschauer zunächst
Schiedsrichterentscheidungen kritisierten und sich diese Unruhe dann hochschaukelte und
auch auf die Spieler überschwappte. Dieses Ventil wird durch die FPL genommen. Die
Aggression der Erwachsenen verpufft, weil sie keinen Adressat findet.
Es ist ein interessanter Ansatz. Ebenso interessant ist, dass es oft dieselben Personen sind, die
in der Vergangenheit gern den Schiedsrichtern die Schuld gaben und lautstark alles
kommentierten und reklamierten, und nun paradoxerweise in den Regularien der FPL ein
Problem sehen, weil kein Schiedsrichter mehr da ist, der die eine oder andere Situation anders
(und natürlich besser…) beurteilt hätte als die Kinder.
Ein Kinderfußballtrainer, der in seiner Coachingzone völlig „unter Strom“ steht und nur
ergebnisorientiert denkt, wird Probleme haben, in besonderen Situationen deeskaliert
einzugreifen, um Schaden vom Kinderfußball abzuwenden. Insofern können wir sehr froh
sehr, dass diese Verhaltensweisen bei uns im Kreis mittlerweile auf ein Minimum reduziert
sind – für mich ein Erfolg der FPL.
Dennis Struwe, Fairplay-Beauftragter des KFV Steinburg
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